Meinen ersten LuAZ hatte ich in Semipalatinsk, Kasachstan (Ehemalige UdSSR).
Das war ein LuAZ-969M, Bj. 1981. Ich hatte ihn im November 1982 gebraucht gekauft.
Einen Geländewagen brauchte ich, weil wir außerhalb der Stadt wohnten, es von unserem Dorf keine befestigte Straße in die Stadt gab, und man jeden Tag zur Arbeit fahren musste. Im Sommer benutzte ich das Motorrad, im Herbst, Winter und Frühling war der Weg in die Stadt aber für normale PKW nicht immer passierbar.
Einen Lada Niva konnte ich mir nicht leisten, und von einem UAZ-469 konnte man als Privatmann nur träumen. An einen neuen kam man einfach nicht ran, und er war zu dem noch um einiges teuerer als ein Lada Niva, und gebraucht wurde der UAZ-469 kaum gehandelt. Einen GAZ-69 zu finden war auch nicht leichter, und die wurden außer Privat von Staatsbetrieben nur verkauft, wenn sie bereits schrottreif waren. Es gab noch den GAZ-67B, den kannte ich bereits gut aus eigener Erfahrung (mein Vater hatte einen), damit habe ich das Autofahren gelernt, der passte mir aber doch nicht so richtig als Alltagsauto. Es blieb also nur der LuAZ übrig, obwohl ich ihn sehr skeptisch betrachtete, vor allem nach mehrjähriger Erfahrung mit dem GAZ-67B. Was kann der LuAZ mit seinem schwachbrüstigen 1,2 Liter Motorchen dem 3,28 Liter Graugussklotz des GAZ-67B entgegensetzen?
Mai 1975, das ist der GAZ-67B meines Vaters. Der Wagen, Bj. 1950, wurde im Mai 1975 gekauft, und bis Dezember 1989 im Alltag, ohne Rücksicht auf sein Alter zweckmäßig eingesetzt.
Obwohl ich mich in die Warteliste für einen neuen LuAZ eingetragen habe, begann ich mich auch nach einem gebrauchten LuAZ umzuschauen, weil viel Hoffnung auf einen neuen machte ich mir nicht.
An einem Novembertag sah ich eine Anzeige an einer Bushaltestelle. Nach ein paar Tagen hatte ich meinen ersten LuAZ-969M.
Die Geländegängigkeit des LuAZ konnte ich auch gleich kurz nach dem Kauf testen, in Semipalatinsk liegt Ende November bereits eine geschlossene Schneedecke. Meine Zweifel waren ziemlich schnell verflogen. In den acht folgenden Jahren, in denen ich den LuAZ hatte, gab es nur einen einzigen Fall, dass ich fremde Hilfe brauchte, um aus dem Schnee herauszukommen. Sonst reichte immer eine Schaufel, die ich im Auto dabei hatte um sich selbst zu befreien. In dem erwähnten Fall musste sich ein GAZ-66 ca. einen Kilometer durch die verschneite Steppe zum festgefahrenen LuAZ kämpfen…
Anfang der Achtziger, mein LuAZ vor dem westlichen „Stadttor“ (Semipalatinsk).
Juli 1984, ich mit meinem LuAZ. Das Verdeck ist zur Hälfte abgebaut, um Heu für die Kuh meiner Eltern zu fahren. Dazu wurde noch die Hecklappe geöffnet, und das Heu bis zur Frontscheibenoberkante geladen. Leider habe ich kein Foto im beladenen Zustand, mit einem Haufen Heu oben drauf sah der LuAZ aus wie ein Igel. Mit dem LuAZ kam man im Wald in solche Winkel hinein, die man mit dem GAZ-67B samt Anhänger nicht erreichen konnte.
Mitte der Achtziger, im Sommer, mein LuAZ mit Anhänger.
Der LuAZ war auch in der UdSSR ein Exote. In eine Autowerkstatt brauchte man mit ihm erst gar nicht zu fahren, da wurde man nur abgewinkt. Die Ersatzteilversorgung für den LuAZ war sogar für sowjetische Verhältnisse miserabel. Letztendlich organisierte das Automobilwerk in Luzk einen eigenen Ersatzteilversand per Post (sonst lief die Ersatzteilversorgung zentral über die Verkaufstellen des staatlichen Ersatzteilhandels und die staatliche Autowerkstätte). Da im LuAZ auch viele Teile von anderen sowjetischen Autos verwendet wurden, verschickte das Werk aber nur LuAZ Originalteile (Teile die nicht von anderen Automarken stammten). Z.B. hat der LuAZ den gleichen Motor wie der Saporoshez ZAZ-968, nur mit einem größeren Ölkühler. So konnte man auch nur den Ölkühler ab Werk bestellen. Die Bremsen am LuAZ stammen vom Moskwitsch 412, außer den Bremsschläuchen, so konnte man ab Werk auch nur die Bremsschläuche bestellen, u. s. w.
In den meisten Autowerkstätten wusste allerdings kaum jemand, was an den LuAZ alles von anderen Fahrzeugen passt, und so wurde mancher LuAZ Besitzer weggeschickt, weil keine LuAZ Teile auf Lager waren, wenn gleich die passende Teile unter anderer Markenangabe auch da waren!
Da ich von meinem Motorrad, und Vater seinem GAZ-67B bereits gewohnt war (mit den beiden brauchte man sich auch nicht in einer Werkstatt blicken lassen…) meinen fahrbaren Untersatz selbst zu reparieren, war ich in den acht Jahren mit dem LuAZ kein einziges Mal in einer Werkstatt. Alle Reparaturen habe ich selbst erledigt.
So habe ich mit der Zeit einige Literatur, und auch einiges Wissen über den LuAZ angesammelt. Mit der Zeit lernt man auch Gleichgesinnte kennen, wie es eigentlich üblich ist, wenn man ein exotisches Auto fährt, und im Endeffekt landeten in meiner Werkstatt auch Fahrzuge von Bekannten. So habe ich mit der Zeit auch reichlich Erfahrungen mit der Reparatur von LuAZ Fahrzeugen gemacht.
Den LuAZ verkaufte ich im Mai 1991 vor der Ausreise nach Deutschland, samt aller Reparaturanleitungen, gesamtem Spezialwerkzeug und Ersatzteilen (Zu einem neuen LuAZ bin ich auf der Warteliste so auch nicht vorgerückt).
Vergessen konnte ich den LuAZ aber auch in Deutschland nicht. Nach dem ich Ende der Neunziger im Internet entdeckt habe dass es auch in Deutschland LuAZ Fahrzeuge gibt, packte mich der LuAZ Bazillus wieder richtig. Zuerst habe ich nur die LuAZ-967M aus der NVA entdeckt. Den LuAZ-967M kannte ich aus Kasachstan nur flüchtig. Diese Fahrzeuge waren für Privatpersonen nicht käuflich, aber drei Stück gab es in meiner Gegend im Privatbesitz doch! Die drei LuAZ-967M waren in einer Luftlandeeinheit ausgemustert und zur Verschrottung bestimmt. Aber einem Jäger, der in dieser Einheit einen Bekannten hatte, gelang es durch Beziehungen sich ein Exemplar zu ergattern und auch für den normalen Straßenverkehr zu zulassen. Die zwei anderen Exemplare landeten in der Beziehungskette. Der Rest von der Partie wurde mit einem Panzer platt gedrückt…
Nach kurzer Zeit fand ich heraus, dass es in Deutschland auch einige LuAZ-969M und LuAZ-1302 gibt. Danach kam ich auf die Idee eine deutsche LuAZ Seite im Internet einzurichten, so entstand 2004 diese Seite.
Im Oktober 2008 legte ich mir endlich auch wieder einen LuAZ zu.
Da mein erster LuAZ ein 969M war ist es dieses Mal der gleiche Typ.
Den LuAZ entdeckte ich bei Mobile.de. In der Anzeige stand unter anderem: „…Diese Fahrzeuge wurden von Flugzeugen und Hubschraubern, mit Fallschirmen abgeworfen!!...“
Der LuAZ hatte eine Camouflage Lackierung und war mit roten Sternen versehen.
Dabei ist der LuAZ, Typ-969M im Gegensatz zum LuAZ-967M ein rein ziviles Fahrzeug, er war trotz vielen anders lautenden Behauptungen, weder in der sowjetischen noch bei einer anderen Ostblockarmee im Einsatz.
So sah der LuAZ in der Anzeige aus.
Da mir die 500 km von Thüringen, wo der LuAZ sich befand, bis zu mir in den Schwarzwald, auf eigener Achse etwas suspekt (An ihm tropfte aus allen Aggregaten Öl…) waren, lud ich ihn auf einen Anhänger. Die sowjetische Fahne, die am Seitenfenster steckte, lies ich dem Vorbesitzer zurück…
… die roten Sterne zog ich nach Ankunft Zuhause ab. Die „Militärlackierung“ kommt später auch mal weg.
Ab dem 20.10.2008 ist der LuAZ zugelassen.
Wegen der schmerzhaften Erinnerungen an die scharfen Kanten des über die offene Heckklappe herausragenden Kenzeichens (noch von meinem ersten LuAZ!), habe ich mich hinten für ein „Kradkennzeichen“ entschieden. Das passt aus meiner Sicht an den LuAZ auch optisch viel besser, als ein normales einzeiliges. Man muss nur die Kennzeichenleuchte etwas höher setzen.
Das man die Übersicht nach hinten in allen Lagen behalten kann, hat der LuAZ ordentliche Rückspiegel von einem Fiat Ducato-128 bekommen.
Im Januar 2012 hat der LuAZ eine Anhängerkupplung
bekommen.
Eingetragen sind folgende Anhängerlasten: 300 kg
ungebremst und 600 kg gebremst.